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[DE] Was in der #masterarbeit drin steht

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Angefangen hat es ja mit der Frage einer Professorin, ob ich für ihr EU-gefördertes Projekt eine Recherchearbeit zur Frage “Wie wird eigentlich Geschlecht(ergerechtigkeit) in der Mensch-Maschine-Interaktion gemacht?” machen könnte. Dazu sind direkt auch ein paar Antworten zu “Welche Stolperfallen gibt es, und wie könnte man es besser machen?” gekommen. Gedauert hat das eine ganze Weile – den Überblick dazu gibt es im dazu gehörigen Blogpost (hier) von vor … einer Weile.

Für den ursprünglichen Literaturreview hatte ich mir ein paar grundlegende Quellen gesucht und dazu noch sieben Publikationen, die ganz spezifisch – aber nicht unbedingt als primäres Thema – Forschung zu Geschlecht(ergerechtigkeit) im Kontext Mensch-Maschine-Interaktion (englisch: “Human-Computer Interaction”, oder HCI) beschrieben haben. Daraus habe ich eine handvoll grober Empfehlungen abgeleitet.

Das bedeutet, ich habe einerseits bestehende Literatur zum Thema Geschlecht(ergerechtigkeit) in der HCI gelesen und daraus Ideen gesammelt. Von dort kamen vor allem die Stolpersteine (z.B. die Fehlannahme, dass es “Eine für Alle”-Lösungen geben könnte). Die sieben HCI-Publikationen habe ich jeweils mit der Frage “Was können wir hieraus lernen?” im Hinterkopf gelesen, und bin dabei auf einige Dinge gestoßen. Ein paar Autor*innen hatten sehr gute Ideen, die ich verallgemeinert habe, ein paar Autor*innen hatten gute Absichten, für die ich gute Alternativen gefunden habe.

Als der Literaturreview fertig war, hat die Zusammenarbeit  mit Katta angefangen. Nin (Neopronomen – weitere Infos im nibi-wiki) hat mir noch weitere Publikationen gegeben, aus denen ich Empfehlungen ableiten sollte, und mir Vorschläge gemacht, um die Empfehlungen feiner einzuteilen. Zum Schluss haben wir die Empfehlungen in zeitliche Kategorien und grobe thematische Zusammenhänge gruppiert.

Hier die Empfehlungen im zeitlichen Zusammenhang:

Projekt Lebenszyklus PhaseEntwerfen von ForschungsprotokollenEinwerben von FörderungenDurchführen von ForschungPräsentieren von Forschung
Beschreibung der Phase: Was passiert in dieser Phase?definieren, mit wem wer beforscht wird, wie, und wer dabei ein- bzw. ausgeschlossen wird.eine Finanzierungsquelle für das Projekt finden, Anträge schreiben.Zusammenarbeit mit den Forschungspartner*innen; sichergehen, dass keine wichtigen Aspekte übersehen oder ignoriert wurden.dokumentieren des Prozesses, der Ergebnisse, Stärken und Beschränkungen der Arbeit.
Empfehlungen: Kurzbezeichnungen der Empfehlungen, die mit dieser Phase zusammenhängen
  • Explizit über Geschlecht sprechen.
  • Individuell & gemeinsam Positionalität reflektieren.
  • Methoden auf Zugänglichkeit und Sensitivität prüfen.
  • Überlegungen & Einschätzungen zu Ausschlüssen anstellen.
  • Erwartungen prüfen und ausweiten.
  • Förderanträge als Möglichkeit zur Wissensweitergabe.
  • Identitäten von Teilnehmer*innen respektieren.
  • Verschiedene Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigen.
  • Kritisches Engagement fördern.
  • Aktiv suchen, was fehlt.
  • Geeignete Kontext-Information zur Verfügung stellen.
  • Über Repräsentation und vorausgehende Arbeiten reflektieren.
  • Sprache mit Bedacht wählen.

Wenn man die Empfehlungen so gesammelt vor sich stehen hat, sind sie eigentlich ganz logisch – das hat auch eine Person zu mir gesagt, nachdem sie das Kartendeck, in das ich die Empfehlungen umgesetzt habe, einmal durch geschaut hatte. Aber was ist dann der Mehrwert?

Einerseits die weiterführenden Informationen: auf jeder Karte finden sich ein paar Fragen, die zum Nachdenken und Darüber-Sprechen anregen sollen. Dann gibt es noch einen kurzen Text, der Beispiele und Erklärungen enthält. Und wenn in diesem Text Fachbegriffe z.B. aus den Gender Studies verwendet werden, werden diese auch noch in Fußnoten erklärt.

In einem ersten Workshop, den ich im September 2020 – wegen der Corona-Pandemie via zoom – abgehalten habe, haben die Teilnehmenden das Design der Karten positiv beurteilt. Das Feedback von diesem Workshop ist dann auch noch in die Masterarbeit eingeflossen – unter anderem wurden einzelne Formulierungen abgeändert, und ich habe unter Mithilfe von Freund_innen auch noch eine englische Version der Karten erstellt.

Achja – warum erst dann eine englische Version? Weil ich bereits relativ früh wusste, dass ich im September diesen Workshop halten würde. Ich habe also von vornherein die Karten selbst auf Deutsch erstellt.

In  die Masterarbeit sind also mehrere Übersetzungen eingeflossen:

  • von den originalen Quellen in allgemeinere Empfehlungen
  • von wissenschaftlichem Englisch zu etwas leichter verständlichem Deutsch
  • von diesem Deutsch in ebenfalls alltagstaugliches Englisch

Und das war’s dann eigentlich auch mit der Masterarbeit.

Die Verteidigung hat im Frühjahr 2022 stattgefunden. Ich glaube, die verdient einen eigenen Blogbeitrag 😀

[DE] Wie die #masterarbeit entstanden ist.

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November 2018 bis Februar 2022: so lange habe ich für meine Masterarbeit gebraucht. Quasi die komplette Länge von meinem Master-Studium.

Das hier wird jetzt primär ein “wie ist das Ganze zustande gekommen?”.  Wie ich das mit meinem ADHS gemanaged bekommen habe, wird noch ein eigener Post (something something Motivation, Fokus, und An-Dingen-Dranbleiben), genauso wie “was steht eigentlich genau drin”. Ich hoffe, damit sind dann viele Fragen geklärt :).

Neben der eigentlichen Masterarbeit (online verfügbar in der Bibliothek der TU Wien, hier) gibt es den finalen Output (Kartendeck inklusive Erklärungen etc., hier), und außerdem sind ein Literaturreview, ein Paper bei der Mensch und Computer 2020 und ein Beitrag im i-com Journal im April 2021 erschienen. Außerdem habe ich im Frühjahr 2023 auf der CHI (der größten Konferenz in der Human Computer Interaction Wissenschafts-Community) ein Poster mit Ergebnissen aus Workshops präsentiert – den zugehörigen Kurzbeitrag gibt es hier.

Also zum Ablauf.

Eine Professorin hat mich angesprochen, ob ich für ihr Projekt eine Literaturrecherche zum Thema “Gender Research in HCI” machen will. Es ging los mit einer allgemeinen Suche, weil was kann schon schiefgehen, wenn man “gender research HCI” in der Publikationsdatenbank der ACM eingibt? … einfach mal ein paar zehntausend Ergebnisse aus 50 Jahren, lol.

Also mal geschaut, was es an Aktuellerem gibt – und dabei hab ich einen Review gefunden, für den die Autor_innen recherchiert haben, wie in anderen wissenschaftlichen Publikationen über Benutzer_innen gesprochen wird. Wer also beforscht wird, von wem, zu welchen Themen (Schlesinger et al.). Außerdem wurde mir ein passendes Kapitel aus einem HCI Handbuch empfohlen. Gute Quellen, um zu starten.

Aus Schlesinger habe ich dann 7 verschiedene Papers ausgesucht und gelesen mit Fokus darauf, wie Geschlechtergerechtigkeit in den beschriebenen Projekten mitgedacht wurde – oder auch nicht. Also: die Autor_innen sagen zwar, dass sie irgendwie “gender” mit beforscht haben – aber wie haben sie das gemacht? Bei der Auswahl der Papers habe ich darauf geachtet, dass sie aus verschiedenen geographischen Bereichen kommen (nicht nur Nordamerika und Europa), dass halbwegs verschiedene Technologien beforscht wurden (z.B. Projekte zum Programmieren lernen, Forschung zu Verhalten auf Social Media), und dass es verschiedene Herangehensweisen gab (z.B. Sensoren als primäre Datenquelle, Interviews mit Benutzer*innen, Textanalyse).

Beim Lesen habe ich versucht, Offensichtliches genauso wie Dinge auf Meta-Ebene (“zwischen den Zeilen”) zu finden. Letzteres geht natürlich nur in begrenztem Rahmen, weil mir auch nicht alles auffällt, bzw. es eine Interpretationssache ist. Aus den gewählten sieben Papers ist dann, gemeinsam mit etwas Hintergrund dazu, wie Geschlecht überhaupt verstanden werden kann und was HCI überhaupt ist, ein Literaturreview mit einer Handvoll Empfehlungen geworden.

Diesen Literaturreview hat dann Katta in die Hände bekommen – und vorgeschlagen, ihn ein bisschen zu erweitern und ein Paper bei der MuC daraus zu machen. Es sind also drei weitere Papers dazu gekommen, und wir haben die Empfehlungen verfeinert. Das entsprechende Paper haben wir dann bei der Mensch und Computer 2020 eingereicht – und wurden sogar für einen Award nominiert!

Außerdem hatte ich einen Workshop bei der ditact Sommer Uni eingereicht. Dort wollte ich die Empfehlungen in Form des schon erwähnten Kartendecks ausprobieren. Die ditact hat eitgleich mit der MuC stattgefunden – aber weil beide statt wie geplant in physisch,  “nur” online waren, konnte ich mit relativ wenigen Problemen am gleichen Tag das Paper präsentieren und den Workshop abhalten.

Das Feedback, das ich im Rahmen dieses Workshops bekommen habe, habe ich dann in die Masterarbeit eingebaut – und in eine zweite Publikation, die Katta und ich basierend auf dem MuC-Paper im i-com Journal veröffentlicht haben. Danach hat es noch eine Weile gedauert, bis ich mich dazu durch gerungen habe, die Masterarbeit als “fertig” zu deklarieren: nämlich bis Ende Jänner 2022. Druck und Bindung waren dann eine Sache von wenigen Tagen.

Im Verlauf von 2022 habe ich dann noch ein paar weitere Workshops mit den Karten abgehalten, teilweise remote und teilweise in Präsenz. Die Ergebnisse daraus habe ich im oben erwähnten Kurzbeitrag auf der CHI 2023 in Hamburg präsentiert.

Dieser Blogpost ist gerade allen ernstes seit fast einem Jahr in den Drafts herum gelegen. Ich hoffe, der nächste dauert weniger lang.

[DE] ADHS – [TODO: Titel für Diagnose-Artikel überlegen]

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Teile dieses Berichts finden sich auch in meinem Thread zum ADHS-Monat 2021 im fediverse wieder. Der Thread ist aber, keine Ahnung warum, ein bisschen kaputt gegangen und seither habe ich “diesen Thread in Blogbeiträge aufteilen” auf meiner To-Do-Liste gehabt. Ähem.

Anyways. Der Thread, und damit dieser Post, basiert auf einer Liste an Prompts zum ADHD Awareness Month (jährlich im Oktober), geteilt 2021 von Pina aka @ADHDAlien auf twitter :

Liste von Prompts für ADHS Awareness Monat 2021

Die Fragen, die ich hier beantworten werde, sind:

# 1: Wie hast du herausgefunden, dass du ADHS haben könntest? (zum zugehörigen Abschnitt springen)
# 2: Wie hast du deine Diagnose bekommen? (springen)
# 12: In welchem Alter hast du deine Diagnose bekommen? (springen)
# 13: Welchen Typ ADHS hast du? (springen)
# 15: Was hat sich für dich nach deiner Diagnose geändert? (springen)

Mit etwas Glück schaffe ich es auch, für weitere Fragen weitere Posts zu schreiben 😅 Falls der Beitrag Fragen offen lässt oder neue aufwirft, lasst sie mir gerne zukommen (Kontaktinfos). Ein wunderschöner Outcome des ADHS-Threads auf mastodon und auf twitter waren die Leute, die sich durch meine Beschreibungen gesehen gefühlt haben – und die sich ermächtigt gefühlt haben, nachzufragen, wie sie womöglich zu einer Diagnose kommen könnten.

Offizieller Beginn meiner Diagnostik war Ende 2019. In den Jahren davor sind bei mir gewisse Verhaltensweisen verstärkt aufgetreten, die von anderen Personen als “womöglich ADHS-Symtpome” eingeordnet wurden. Diese Symptome haben teilweise zu heftigen Konflikten geführt, was mich dazu bewegt hat, mich im Internet etwas schlauer zu machen, was dieses ADHS eigentlich ist (Spoiler: nicht – nur – das, was landläufig als ADHS bekannt ist), und was man “dagegen” machen kann (neben Diagnose, Therapie und Medikation: erstaunlich viel).

Kurze Terminologie noch: ADHS ist kurz für “Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom”. Eine schlechte Beschreibung dessen, was tatsächlich der Fall ist: Menschen mit ADHS haben  keinen Mangel an Aufmerksamkeit – sondern Probleme, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. Wer mich kennt, kennt’s: ich kann mich supergut auf manche Dinge konzentrieren, bei anderen Sachen geht das gar nicht, und tendenziell bin ich ein hibbeliger Mensch. Ruhig sitzen geht gar nicht – was sich zum Teil auch in so Dingen äußert wie abgekauten Fingernägeln, ständigem ins-Gesicht-fassen, mit-Kugelschreibern-klicken, etc pp.

Etwas, das mir bereits im Vorhinein einmal verlinkt wurde, war dieser Artikel zum selbstorganisierten Arbeiten mit ADHS, und von irgendwo anders her kam eine Empfehlung für den Youtube-Kanal “How To ADHD” von Jessica McCabe. Beim Anschauen der Videos ist es nicht nur einmal passiert, dass ich plötzlich zu weinen angefangen habe – weil da plötzlich Erklärungen für meine Struggles waren, weil da eine Person war, die Verständnis für mich hatte, weil plötzlich so viele meiner Fehler erklärbar waren. Und das alles vor allem: ohne Schuldzuweisung, ohne “Wenn dir X wichtig wäre, würdest du (nicht) …”. Seither verweise ich immer wieder Menschen auf viele der Videos von Jessica – u.a. das zur erhöhten Angst vor bzw. Wahrnehmung von Zurückweisung (Rejection Sensitivity).

Einen deutschsprachigen Kanal mit einem ähnlichen Qualitätslevel in Hintergrundinformation/Recherche und den Videos habe ich bisher nicht gefunden (aber auch nicht so wirklich gesucht, also falls jemand Empfehlungen hat, gerne her damit).

Nach den diversen Situationen, in denen ich mir also irgendwann gedacht habe, “Hm, das ist also ADHS – hmm, das klingt ganz ordentlich nach mir”, ging’s dann los auf den Weg zur Diagnose. Und das war bei mir erstaunlich unkompliziert. Schwierig und herausfordernd vor allem auf einer emotionalen Ebene, aber organisatorisch eben erstaunlich unkompliziert.

Ich bin mit meinem Verdacht auf ADHS – aber auch eine leichte, wiederkehrende Depression – zu meiner Hausärztin gegangen. Die war erstaunlich offen meinen Beschreibungen gegenüber (then again, ich hatte ziemlich detaillierte Beschreibungen meiner Probleme) und hat mir eine Überweisung für eine_n Psychiater_in ausgestellt. Dort das selbe wieder, also Überweisung für eine Diagnostik. Und damit bin ich zur Sigmund Freud Universität – deren Ambulanz kannte ich bereits, weil ich schon vor einigen Jahren wegen depressiver Symptomatiken kurz in Behandlung war. Stellt sich raus: Frauen, die im Erwachsenenalter eine ADHS-Diagnose bekommen, haben statistisch signifikant häufiger zuerst eine Diagnose Depression oder Angststörung bekommen (z.B. Krause, Gastpar und Davids, 2006).

Mein Erstgespräch bei der SFU hatte ich im September 2019, der erste Diagnostik-Termin war im Jänner 2020. Weil es sich um eine medizinische Behandlung handelt, waren die Lockdowns wegen Corona nur bedingt ein verzögernder Faktor.

Parallel zur Diagnostik habe ich auch wieder eine Behandlung angefangen, aber bald wieder aufgehört – unter anderem, weil die zugewiesenen Person wiederholt darauf hingewiesen hat, dass ich doch “So super organisiert” sei. Weil ich ein Bullet Journal (Notizbuch-Kalender-Kombination) führe. Was ein Coping-Mechanismus ist, weil ich sonst ständig Dinge vergesse, weil … naja.

Ich schweife ab. Was übrigens auch ein Ding war, das den Verdacht auf ADHS erhärtet hat, ist dieser Comic (Quelle), der genau dieses Abschweifen perfekt beschreibt:

"Normales" Geschichtenerzählen vs. ADHS-Geschichtenerzählen. Normales Erzählen: "Anfang der Geschichte" -> "Ende der Geschichte". ADHS-Erzählen: Vor-Geschichte für Kontext, über sehr viele Ecken bis zum Ende - und dann wird für das chaotische Erzählen um Entschuldigung gebeten.

Die ADHS-Diagnostik, wie ich sie erlebt habe, ist vor allem eine Abfolge von sich wiederholenden Fragen zu Schwierigkeiten in Kindheit, Jugend, und aktuellem Alltag. Verschiedene Fragebögen stellen die Fragen verschieden, der Inhalt bleibt aber sehr ähnlich bis gleich. Dazu kommen noch einige Tests, die Aufmerksamkeit und Fokus prüfen. Bestes Beispiel aus einem der Fragebögen ist die folgende Frage:

In Gesprächen mit anderen Personen, wenn Sie das Gefühl haben, bereits zu wissen, worauf Ihr Gegenüber hinaus will, wie schwer fällt es Ihnen dann, nicht zu unterbrechen und bereits Ihren nächsten Punkt zu machen oder die Frage zu beantworten?

Meine Antwort war ein ziemlich verzweifeltes: “Ja.” – es hatte mich schon ganz schön viel Kraft gekostet, bei dieser Frage nicht zu unterbrechen.

Die letzten Fragebögen hatten wir dann im Frühsommer 2020 erledigt, die Diagnose wurde dann im September bestätigt (bei der SFU sind primäre Therapie-/Diagnosepersonen “in Ausbildung unter Supervision”, Diagnosen werden von erfahreneren Personen gegengeprüft). Offiziell gestellt wurde die Diagnose am 12. Oktober 2020. Damit war das sehr genau 3 Monate nach meinem 34. Geburtstag.

Bei ADHS-Diagnosen gibt es eine Unterscheidung in 3 Typen: “primär unaufmerksam”, “primär hyperaktiv”, und “kombiniert”. Die Diagnose lautete: ADHS, kombinierter Typus. Und das erklärt einfach so viel.

Mit der Diagnose kam vor allem eines: Erleichterung. Dann, mehr Verständnis für mich selbst. Und: der Mut, Verständnis von anderen für mich und meine Schwierigkeiten, meine Stärken und Schwächen, einzufordern. Weil ich endlich sagen konnte: Ich mache das nicht absichtlich. Ich bin dafür nicht zu faul. Ich bin auch nicht zu dumm. Ich möchte Dinge besser machen – aber ich hab einfach Probleme damit. Medikation habe ich bisher nicht angefangen – obwohl schon 2 Jahre seit der Diagnose vergangen sind. Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen, mir einen Termin auszumachen – parallel zur Diagnose war nicht nur Corona ein Thema, sondern auch eine Trennung und damit ein Umzug. Das hat alles nicht gerade einfacher gemacht 😅

An alle, die bis hierher gelesen haben: Danke für euer Interesse. Falls noch Fragen offen geblieben sind, oder neu aufgekommen sind, lasst sie mir gerne zukommen (Kontaktinfos).

#niblingAdventure, Teil 2

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Den ersten Teil der Dokumentation vom #niblingAdventure findest du -> hier.

Wir steigen in die Geschichte ein an dem Punkt, wo die Eltern des Bruderkindes (also mein Bruder und meine Schwägerin) – zu Recht – fragen, wann sie wissen sollen, dass alle Karten da sind.

Gut, die Tatsache, dass es 3 Hinweise auf der ersten Hinweiskarte waren, war wohl nicht ausreichend offensichtlich. Merken wir uns 😁

Dann wurde das Rätsel tatsächlich geknackt – nach Einholung von Hinweisen. Dabei haben die Eltern leider die Information beim Kind gedropped, dass ich mit dem Rätsel zu tun habe 😭

Also schnell hin korrigiert auf, “Ja, ich hab damit zu tun, weil ich bin da halt Mitglied, aber! ich bin nur die Kontaktperson. Ist ja klar ersichtlich, dass die Karten nicht von mir kommen, oder?”

Whew.

Und dann auch die guten Nachrichten direkt hinterher: der Code wurde geknackt, und das Kind möchte gerne mehr davon 🎉

Es folgte: eine Hinweiskarte (danke an ln für’s spontane Übernehmen der Aufgabe!).

Foto einer Postkarte mit Text: Manchmal muss man sich auf etwas stützen, um einen Code knacken zu können.

Manchmal muss man sich auf etwas stützen, um einen Code knacken zu können.

Und dann: noch eine Hinweiskarte?

Eine schwarze Karte mit längerem Text in Spiegelschrift.

Wir haben deine Nachricht erhalten. Unsere geheime Organisation freut sich darauf, dich kennen zu lernen.

Unsere diversen Agent_innen werden dich bald kontaktieren.

Dein Deckname lautet “Nibling”.

Wir wünschen dir viel Erfolg und Spaß!

Danke an rixx für die wun-der-schöne Karte, und dankeluto für die Idee zum Decknamen. Eigentlich komplett logisch.

Und am vereinbarten Ort, nach Nennung des angegebenen Code-Wortes, gab es für das Kind dann tatsächlich: eine Box.

Und darin: ein Buch..?

Fotos des Buchs "Meine Freundin Roxy - Roboterzähmen leicht gemacht!" von Kenza Ait Si Abbou.

Rätselhaft, das alles, sehr rätselhaft.

Wenn du wissen willst, wie und wo das Kind dieses Box erhalten hat, folge diesem Link zur Hinweis-Seite für Teil 2. Es ist eine gute Geschichte, ich empfehle die Lektüre 🙂

#niblingAdventure, Teil 1

Reading Time: 2 minutes

Update, 30.5.2022: Ich hatte nur von 2 der 3 Rätsel-Karten Fotos eingefügt. Das ist jetzt korrigiert.

Irgendwann einmal hat eines der Bruderkinder gesagt, ich wäre “die coole Tante” (die Kids haben 5 Tanten oder so, also ist das schon eine Auszeichnung). Und ich hab den Titel nicht für nichts, sondern mach mir damit schon Arbeit.

Und diesmal will ich das auch halbwegs sinnvoll von vorne weg dokumentieren.

Alles begann mit einer schlaflosen Nacht in Hamburg in der Karwoche 2022. Eigentlich wollte ich schon schlafen, aber mein Hirn war dagegen und lief ein paar Extrarunden. Plötzlich: “Hey, du bist ja die nächsten 2 Wochen unterwegs. In 3 verschiedenen Städten. Da sind einfach nur Postkarten für nibling doch langweilig. Wie wäre es mit einer auf mehrere Karten verteilten Nachricht?”

Okay, Bulletjournal auf, Notiz gemacht. Nächster Schlaf-Anlauf.

Hirn: “Es könnte ein Rätsel werden! Mit einer Extra-Karte mit Anweisungen!”

Nächste Notiz, nächster Versuch.

Hirn: “Mit einer Geheimorganisation statt dir als Absenderin! Und hier sind gleich 4 Ideen für eine Reihe von solchen Rätseln! Mit Höhepunkt im Sommer, wenn du dort auf Urlaub/remote office bist! Und womöglich sogar mit Chaos-Beteiligung..?”

Noch diese Notiz, und das Hirn war endlich fertig mit seiner Story, und ich hab endlich schlafen dürfen. Uff.

Die nächsten Tage habe ich dann damit verbracht, die Details auszuarbeiten.

Und das ist es dann geworden:

Das Kind hat 4 Postkarten bekommen, von verschiedenen Leuten beschriftet (danke Marei, Piko, Nico und Jonas!), damit einerseits eine Art Gruppenarbeit sichtbar würde, und andererseits möglichst verschleiert wird, dass die Karten von mir kommen.

Eine Postkarte enthält den Hinweistext:

Manchmal  braucht man

  • alle Teile
  • einen Blick für Details
  • und vielleicht ein bisschen Hilfe

um einen Code knacken zu können.

Auf einem schwarzen Tisch stehen eine heiße Schokolade und ein Kaffee. Danben liegt eine offene Packung Mannerschnitten, und die Postkarte mit dem Hinweistext. Der Adressbereich der Postkarte wird durch ein gelbes Federpennal verdeckt.

Und die anderen drei Postkarten enthalten … Buchstaben. Und Satzzeichen. Und vielleicht eine Zahl. Aber sonderlich gut lesbar ist das alles nicht:

Von der Hinweis-Postkarte sowie einer der Code-Postkarten habe ich die Vorderseiten leider nicht abfotografiert. Die braucht ihr zur Lösung aber auch nicht 😉

Falls notwendig: auf dieser Seite gibt es zuerst ein 3 Hinweise, und dann die Lösung.

Wer dieses Konzept übernehmen will — go for it! Ich würde mich freuen, wenn ihr mich daran teilhaben lasst, beispielsweise über Fediverse-Postings (oder Tweets) mit dem Hashtag #niblingAdventure, oder über direkte Mentions, oder per Mail 🙂

Beyond the Desktop: Designing an “ideal” wearable.

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“Beyond the Desktop” is one of the courses I’m taking this semester. The course ” investigates design alternatives to traditional graphical user interfaces.” (from the course description at TISS).

The first assignment consists of (1) researching five existing wearables, and assessing them on a four-dimensional scale referring to a definition of “ideal” wearables and (2) designing your own wearable, including tagline/slogan, a catchy name, some sketches and even a paper prototype, which in the end should be assessed on the scale, too.

So I created the tHUD – the Tutoring Heads-Up Display. You can find information on how it came to be, and some pictures here (Content Note: sales lingo for Black Mirror worthy tech). It is of course not a serious prototype or idea. Rather, I wanted to move the focus on how intrusive some courses are regarding their online (exam) modes.

[DE] Meine Corona-Semester (1)

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Den folgenden Text habe ich im Dezember verfasst und an die PR-Abteilung der TU Wien geschickt. Es kam relativ rasch ein “Danke, wir melden uns” – und danach bis Mitte Februar nichts. Ich habe den Text jetzt mal beim Stand kurz vor Weihnachten belassen, Updates werden wohl noch kommen.

An english version of the following text can be found at https://save-ing.space/mein-my-corona-semester/#english


Ein “bisschen” chaotisch.

Ich studiere im Master Media and Human Centered Computing an der Fakultät für Informatik der TU Wien. Außerdem bin und war ich im vergangenen Jahr, in keiner speziellen Reihenfolge, Mitglied im Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen, Tutorin in einer Erstsemestrigen-LVA an der Informatik, Angestellte in einer Kletterhalle bzw. bei einem Webhoster, Aktivistin im Chaos Computer Club Wien, zweifache Fern-Tante (die Familie meines Bruders und meine Eltern leben in Tirol), Vortragende und Expertin zum Thema Bias in Algorithmen, Workshop-Leiterin, und Empfängerin einer Best Paper Award Honorary Mention der MuC-Konferenz 2020.

Die Lehrveranstaltungen, die ich im Sommersemester 2020 angefangen – und abgeschlossen – habe, mussten alle miteinander sehr kurzfristig von Präsenz-Konzepten auf kompletten Distanzunterricht umstellen. Alle Beteiligten haben sich die größte Mühe gegeben, das irgendwie sinnvoll hin zu bekommen. Rücksicht auf die beschränkten Ressourcen, die verschiedenen Gegebenheiten, und die Präferenzen der Studierenden wurde nicht oder nicht immer gleich genommen. Manche Lehrenden haben bald erkannt, dass diese außergewöhnliche Situation, in der wir uns so unvorhergesehen wiedergefunden haben, einen auch nur annähernd normalen Lehrbetrieb nicht ermöglichen wird. Ansprüche wurden adaptiert, Modalitäten vereinfacht, Vorgaben gelockert – aber eben nicht von allen. Manche versuchten, möglichst nahe an ihren alten Modi zu bleiben – inklusive zwei- und mehrstündiger Vorlesungen mit Anwesenheitspflicht, um die Möglichkeit für Interaktionen zu bieten (die mangels passender Einstiegspunkte kaum stattfanden).

Im Rahmen einer der Lehrveranstaltungen stellte eine Lehrperson fest, dass uns Studierenden wohl die Möglichkeit zum sozialen Beisammensein fehlte – und bot uns an, die Lehrveranstaltungstermine an den Donnerstagen in den Osterferien dafür zu nutzen. Ein entspanntes Zusammenkommen, Zeit, darüber reden, wie es uns geht, und was dieses aus dem Rahmen gefallene Semester mit uns macht. Ich selbst hatte nicht die Zeit und Energie, an diesen Treffen teilzunehmen. Diejenigen, die daran teilnahmen, haben gemeinsam mit Katta Spiel darüber geschrieben, was durch die plötzliche Umstellung aus Lehrenden- und Lernendensicht passiert ist. Dieser Artikel wurde anschließend sogar in den “ACM Interactions” veröffentlicht:

http://interactions.acm.org/blog/view/this-is-not-the-new-normal-studying-during-a-pandemic

In der VU mit den mehrstündigen wöchentlichen Vorlesungen wurde die Anwesenheitspflicht, nachdem sie im März aufgehoben und im April wieder eingeführt worden war, übrigens im Mai wieder fallen gelassen. Die Gruppenübung, die eigentlich eine Beobachtung von Architektur-Studierenden hätte sein sollen, wurde auf mehrere primär textuelle Aufgaben abgeändert. Die adaptierte Abschlussaufgabe bestand darin, einen Forschungsantrag für ein Design Research Projekt zu erstellen – meine Kolleg:innen und ich haben kurzerhand beschlossen, eine Reihe von Workshops vorzuschlagen, im Rahmen derer kritisch beleuchtet werden sollte, warum Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2020 so umgestellt wurden, wie sie umgestellt wurden. Mittels passender Methoden sollten Gruppendiskussionen angeregt und begleitet werden, in denen sich herauskristallisieren sollte, welche Vorgaben, Annahmen, und Vorurteile (positiver wie negativer Art) die entsprechenden Entscheidungen beeinflusst haben. Die Idee wurde tatsächlich aufgegriffen, und das entsprechende Projekt läuft seit Oktober:

https://save-ing.space/

Im Sommer hatte ich dann allen Ernstes die Hoffnung, dass sich die Vortragenden – neben ihrer wohlverdienten Entspannung – Gedanken machen würden, wie sie ihre Lehrveranstaltungen im Herbst gestalten könnten. Für mich war klar, dass ab Mitte September die Infektionszahlen wieder steigen würden – immerhin würden Kinder in die Schulen, und Arbeiter:innen und Angestellte wieder zu ihren Arbeitsplätzen zurück kehren. Der viel zitierte Babyelefant schlürft nun mal keine Aerosole aus der Luft.

Aber anstatt jetzt “einfach” ein ordentlich auf Distance Learning umgestelltes Semester zu haben, schlage ich mich als AKG-Mitglied und fachschaftsnahe Person mit Prüfungsleitfäden herum, die von vorne bis hinten unrealistische Idealvorstellungen als Notwendigkeiten postulieren. Ich versuche, meiner Familie zu erklären, dass ich gute Gründe habe, zu Weihnachten nicht nach Tirol zu fahren (was etwas gedauert hat, aber inzwischen geklärt ist). Und zwischendrin sollten wir Österreich noch nahe bringen, dass die UG-Novelle eine Katastrophe auf allen Ebenen ist. Weil das Studi-Leben eben nicht an den Toren der Uni – oder beim “Leave”-Button von Zoom – vorbei ist. Erst recht nicht während einer Pandemie.

Narrative Poster using Miro

Reading Time: 2 minutes

One of the final hand-ins for Design Thinking was a Narrative Poster which was due this last week. Usually, this would be created using some kind of vector graphics software, physically printed and presented in class with hand-in of pictures for grading. But, these being a “extraordinary times” (ugh, that phrase), we had to switch to a full-blown digital way of creating and presenting the poster.

In our group, we decided to use Miro, because some of us already had at least a bit of experience using it. Also, it is pretty straight-forward, and works well for collaborational tasks.

It was one of those assignments that you put off for quite some time, fearing that it will take immense amounts of time to complete, but when you finally sit down with a colleague (via jitsi, of course, not physically in the same room), and go through the requirements, and talk about what there is to do, and split up the jobs … you’re pretty much done within one hour.

Here you go, this is the story of how we worked on #SeeSpiel (click to open the file):

a screenshot of a narrative poster that uses the map of Seestadt as background and layout

The poster shortly summarises the individual steps we took during the course. We used a map of Seestadt as the backdrop, as it is also vital to our project. Each phase of the project – so far – is positioned along Sonnenallee, which is the big avenue circling the Aspern lake. The narration starts at U2 station Seestadt, south of the lake, then follows Sonnenallee clockwise until it arrives back at the northern side of U2 station Seestadt.

The literature reviews and expert interviews are each summarised shortly, using quotes from the expert interviews and learnings from the reviews respectively. For the provocative requisites, we also summarised our learnings, and added two pictures. The part on the design game talks about both a physical game prototype and the digital design game. The two scenarios we developed are shortly described, and then we’re already at the final stop: the design workshop.

I’ll write short posts about the phases I haven’t covered yet, and probably will also put up the final report once we’re done, so if you’re interested in more of this, do come back soon 😉

[DE] Stellungnahme zur UG-Novelle

Reading Time: 5 minutes

Hier geht’s zu einem PDF meiner Stellungnahme, und auf der Website des Parlaments findest du den Entwurf selbst und alle dazu veröffentlichten Stellungnahmen.

S T E L L U N G N A H M E zum Ministerialentwurf betreffend Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz und das Hochschulgesetz 2005 geändert werden (GZ: 2020-0.723.953)

Sehr geehrter Herr Bundesminister Faßmann, sehr geehrte Damen und Herren!

Als Master-Studentin der Informatik und Hauptmitglied des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen an der TU Wien, ehemalige Studierendenvertreterin an der HTU Wien und der Bundesvertretung, sowie Jungwissenschaftlerin/Angestellter an der TU Wien möchte ich Stellung zum vorliegenden Entwurf nehmen.

Der vorliegende Entwurf möchte einige tatsächliche Probleme im Hochschulbetrieb angehen, scheitert daran aber in großen Zügen. Unter die problematischen Neuerungen fallen sozial selektive Maßnahmen wie die Einschränkung der Zulassungsfristen, die Einführung einer Mindeststudienleistung und Änderungen an der Universitätsleitung zu Ungunsten einer demokratischen, partizipativen Herangehensweise sowie einige Neuregelungen im Bereich des AKG. Hier meine Kritik im Detail:

Zu §22. (1) Z12 und Z12a.
Die geplanten neuen Rechte des Rektorates erlauben umfassende Eingriffe in Curricula. Diese Kompetenz sollte beim universitären Senat und seinen Arbeitsgruppen, insbesondere den Studienkommissionen, verbleiben. Den Bedarf nach Eingriffen durch in der Regel fachfremde Personen kann ich nicht nachvollziehen.

>> Diese Punkte sollten ersatzlos verworfen werden.

Zu §23b. (1)
Die Kontrolle der:des Rektor:in durch den Senat ist gut und wichtig. Eine zweite Amtszeit ausschließlich vom Universitätsrat abhängig zu machen, stellt eine Entmachtung des Senats dar. Da der Universitätsrat zur Hälfte von der Regierung besetzt wird, ist ein (politischer) Eingriff in die Freiheit der Lehre und Forschung eine denkbare, und bedenkliche, Folge.

Sollte der Senat im Rahmen der Anhörung feststellen, dass eine Wiederbestellung abzulehnen ist, und der Universitätsrat dennoch an einer Wiederbestellung festhalten, so wäre dies dem inneruniversitären Klima für die kommenden vier Jahre nicht dienlich.

Außerdem besteht zu diesem Thema die grundsätzliche Frage der rechtlichen Zulässigkeit, welche von Jurist:innen zunehmend angezweifelt wird (z.B. Anna Gamper, Peter Bußjäger: Universität Innsbruck).

>> Diese Änderungen sollten ersatzlos verworfen werden.

Zu § 42 Abs. 2
Der AKG ist primär ein Aufsichts- oder Kontrollorgan und kein Vertretungsorgan wie etwa der Senat oder der Betriebsrat. Seine Aufgabe ist, sicherzustellen, dass Angehörige marginalisierter Gruppen an den Hochschulen möglichst ungestört forschen, studieren, arbeiten und sich entwickeln können. Ein Gremium, das sich mit Minderheitenrechten befasst, durch allgemeine Wahlen zu beschicken, ist ein Paradoxon.

Ebenfalls nicht hilfreich für die Arbeit im AKG wäre es, Paritäten fix festzulegen. Es ist ohnehin schon oft schwierig genug, neue Mitglieder zu finden, ohne dass diese noch weitere Merkmale mitbringen müssen (beispielsweise Professor:innen).

>> Diese Punkte sollten ersatzlos verworfen werden.

Zu §58 (12)
Es ist definitiv begrüßenswert, dass knapp 20 Jahre nach Einführung des European Credit Transfer Systems endlich die entsprechenden Credits auch erstmals evaluiert – und an die realen Arbeitsanfordernisse angepasst – werden sollen. Leider fehlt jedoch weiterhin eine Definition, wie dieser Arbeitsaufwand zu beschreiben ist.

Des Weiteren sind regelmäßige Evaluierung, transparente Maßstäbe, sowie Konsequenzen bei Nicht-Einhaltung notwendig.

>> Der Absatz sollte präzisiert und erweitert werden, z.B. “Dies ist jährlich zu evaluieren. Die Evaluationsergebnisse sind in ihrer Gesamtheit allen Mitgliedern des universitären Senats und seinen Arbeitsgruppen, insbesondere den Studienkommissionen, zur Verfügung zu stellen.”

Zu §59a
Die Idee einer Mindeststudienleistung, deren Nicht-Erreichen eine Exmatrikulation sowie automatische Sperre von 10 Jahren bedeutet, ist völlig inakzeptabel. Hier wird auf dem Rücken ohnedies schon benachteiligter Studierender, unter Berufung auf das Bild von “Party-Studis” bildungsfeindliche Politik gemacht.

Die Regelung trifft insbesondere jene, die nicht 100% ihrer Zeit dem Studium widmen können – sei es aus finanziellen (>60% der Studierenden sind laut Studierendensozialerhebung neben dem Studium berufstätig), familiären, oder gesundheitlichen Gründen. Die in §59a (5) formulierte Ausnahme für behinderte Studierende verwendet eine viel zu enge Defintion und schließt damit viele Studierende mit psychischen und chronischen Erkrankungen aus.

>> Diese Punkte sollten ersatzlos verworfen werden.

Zu §59b. (4)
Learning Agreements, die als privatrechtliche Verträge in öffentliches Recht eingegliedert werden sollen, vermischen zwei rechtliche Bereiche, die aus gutem Grund getrennt sind. Diese Verträge erhöhen den psychischen Druck auf Studierende und diskriminieren jene, die solche Verträge nicht abschließen wollen. Außerdem können jederzeit unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die zu ungerechtfertigten Sanktionen für diese Studierenden führen können.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

Zu §59 (5)
Die Einschränkung der für Gremienarbeit in Frage kommenden Studierenden wird Probleme für die Kontinuität in den Gremien bedeuten, da Studierende später in diese Arbeit einsteigen und kürzer bleiben können; die auflaufende Arbeit muss auf weniger Studierende verteilt werden; und es wird schwieriger, die Bedürfnisse und Perspektiven der niedrigsemestrigen Studierenden in die Gremien einzubringen.

Durch die Änderung ist eine Entdemokratisierung der Gremien und ein Verlust an Arbeitsqualität ebendort zu befürchten.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

Zu § 61/62
Es gibt keinen guten Grund für eine Streichung der Nachfrist und eine Deregulierung der Fortmeldezeiträume.

Die Streichung verhindert einen nahtlosen Wechsel aus der Schule bzw. dem Präsenzdienst in die Hochschule genauso wie den Übergang vom Bachelor- in das Masterstudium. Studierende, die in der alten Nachfrist ihr Studium abschließen würden, hätten ein Semester länger Studienbeiträge zu bezahlen, und die Studienzeit würde künstlich verlängert. Beides würde zu unnötigem finanziellen und psychischen Druck führen.

Zusätzlich müssen durch das Verkürzen der Semester in §61 (2) bisher gern genutzte Prüfungszeiträume verlegt werden. Dies bedeutet weniger Zeit am Ende des Semesters für Prüfungen sowie enger zusammen liegende Termine.

>> Ich empfehle, diese Punkte ersatzlos zu streichen.

Zu § 66 (4)
Die Studieneingangs- und Orientierungsphase der Informatik an der TU Wien ist bereits jetzt nachweislich eine der restriktivsten in ganz Österreich. Duch das Wegfallen der Möglichkeit, die StEOP erneut anzugehen, führt bei Studierenden zu mehr Stress und Angst, was wiederum zu einem schlechteren Abschneiden bei Prüfungen und damit zu mehr Abbrüchen führen und die Informatikstudien in Österreich noch unattraktiver machen wird.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen und die StEOP abzuschaffen.

Zu § 67
Dass eine Beurlaubung innerhalb des ersten Semesters nur noch aus einer handvoll Gründen möglich sein soll, die z.B. einen plötzlichen Trauerfall nicht beinhalten, ist nicht nachvollziehbar. Ein entsprechender Fall würde zu einer Studienzeitverzögerung führen sowie das Risiko bedeuten, die erforderlichen ECTS für die Mindeststudienleistung (und damit Fortsetzung des Studiums) zu erreichen.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

Zu § 76 (3)
Der Vorschlag, nur noch jedenfalls 2 statt wie bisher jedenfalls 3 Prüfungstermine pro Semester anzusetzen, steht im direkten Widerspruch zu dem Ziel, effizientes und (prüfungs-)aktives Studieren zu fördern. Diese Änderung geht zu Lasten von Studierenden, die ihr Studium flexibel betreiben möchten oder müssen (siehe Punkte zu §59a). Prüfungen werden auf wenige Termine zusammengelegt, wodurch ein größerer Druck besteht, einen Prüfungsplatz zu ergattern. Ein Anstieg psychischer Belastung ist dabei nicht zu vermeiden.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

Zu §89 und §116a (6)
Eine Verjährung erschlichener Leistungen wäre gerade angesichts aktueller Fälle mit einem beträchtlichen Imageschaden für die Republik Österreich verbunden. Außerdem sehe ich es extrem problematisch an, einerseits Ghostwriting unter Strafe zu stellen, gleichzeitig jedoch die Konsequenzen für Plagiate zu lockern und diese sogar verjähren zu lassen.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

 

Zu §109

Die im Entwurf geplante Beschränkung der Dauer befristeter Arbeitsverhältnisse muss mit wirksamen Maßnahmen zur Entfristung der Arbeitsverhältnisse an den Universitäten gekoppelt sein. Ansonsten gefährdet diese Änderung nicht nur das Auskommen der betroffenen Arbeitnehmer:innen, sondern auch die Qualität und Aufrechterhaltung des Lehrbetriebs an den Hochschulen. Auch die Gefahr eines Brain Drain weg von österreichischen Institutionen kann nicht unterschätzt werden.

 

Abschließend:

Während, wie gesagt, einige tatsächlich bestehende Probleme mit dieser Novelle aufgegriffen werden, und die Ziele nachvollziehbar und sinnvoll sind, sind die präsentierten Lösungsansätze im Großen und Ganzen misslungen und ignorieren die tatsächlichen Lebensrealitäten vieler Universitätsangehöriger.

Ich hätte mir erwartet, dass eine so umfangreiche Novelle nicht über die Weihnachtsferien während einer Pandemie zur Begutachtung vorgelegt wird. Dies umso mehr, als z.B. die Novellierung des Studienförderungsgesetztes (Anhebung der Zuverdienstgrenze) seit dem Herbst auf Beschluss wartet. Die UG-Novelle sollte bis zur endgültigen Dämpfung der Pandemie und ihrer Folgen auf Eis gelegt und dann nocheinmal vom Start weg angegangen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Sabrina Burtscher

[DE] Teaser: Meine Corona-Semester.

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Im März habe ich mir noch gedacht, ich sollte etwas dazu schreiben, wie sich mein Studium – und mein Leben generell – unter Corona so verändern.

Dann gab’s auf Social Media und auch sonst doch recht viele Berichte darüber, und ich habe den Gedanken wieder verworfen.

Jetzt allerdings möchte die TU gerne zeigen, wie es ihren Angehörigen in “ihrem Corona-Semester” (als ob es nur eines gewesen wäre und nicht ziemlich sicher auch nach dem aktuellen noch eines folgen wird, das nicht “business as usual” sein wird!). Und der erste Bericht den sie da präsentieren, lässt sich zusammenfassen mit “eigentlich ist das eh alles halb so wild, eigentlich sogar irgendwie witzig” (link).

I call bullshit.

Und damit das alles nicht unlesbar lange wird, gibt’s hier erstmal diesen Teaser. Demnächst (TM) landen hier mehrere Artikel, weil ein einzelner viel zu lange wäre, die beschreiben, wie Corona mein vergangenes Jahr auf den Kopf gestellt hat. Und nachdem das Leben nicht an den Toren der geweihten Hallen endet (oder nachdem ich in Zoom auf “Leave Meeting” geklickt habe) wird’s auch Infos geben zu Arbeit & Geld, Hobbies, Politik und psychischer Gesundheit.

Einmal alles, mit oarsch, quasi.