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[DE] ADHS – [TODO: Titel für Diagnose-Artikel überlegen]

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Teile dieses Berichts finden sich auch in meinem Thread zum ADHS-Monat 2021 im fediverse wieder. Der Thread ist aber, keine Ahnung warum, ein bisschen kaputt gegangen und seither habe ich “diesen Thread in Blogbeiträge aufteilen” auf meiner To-Do-Liste gehabt. Ähem.

Anyways. Der Thread, und damit dieser Post, basiert auf einer Liste an Prompts zum ADHD Awareness Month (jährlich im Oktober), geteilt 2021 von Pina aka @ADHDAlien auf twitter :

Liste von Prompts für ADHS Awareness Monat 2021

Die Fragen, die ich hier beantworten werde, sind:

# 1: Wie hast du herausgefunden, dass du ADHS haben könntest? (zum zugehörigen Abschnitt springen)
# 2: Wie hast du deine Diagnose bekommen? (springen)
# 12: In welchem Alter hast du deine Diagnose bekommen? (springen)
# 13: Welchen Typ ADHS hast du? (springen)
# 15: Was hat sich für dich nach deiner Diagnose geändert? (springen)

Mit etwas Glück schaffe ich es auch, für weitere Fragen weitere Posts zu schreiben 😅 Falls der Beitrag Fragen offen lässt oder neue aufwirft, lasst sie mir gerne zukommen (Kontaktinfos). Ein wunderschöner Outcome des ADHS-Threads auf mastodon und auf twitter waren die Leute, die sich durch meine Beschreibungen gesehen gefühlt haben – und die sich ermächtigt gefühlt haben, nachzufragen, wie sie womöglich zu einer Diagnose kommen könnten.

Offizieller Beginn meiner Diagnostik war Ende 2019. In den Jahren davor sind bei mir gewisse Verhaltensweisen verstärkt aufgetreten, die von anderen Personen als “womöglich ADHS-Symtpome” eingeordnet wurden. Diese Symptome haben teilweise zu heftigen Konflikten geführt, was mich dazu bewegt hat, mich im Internet etwas schlauer zu machen, was dieses ADHS eigentlich ist (Spoiler: nicht – nur – das, was landläufig als ADHS bekannt ist), und was man “dagegen” machen kann (neben Diagnose, Therapie und Medikation: erstaunlich viel).

Kurze Terminologie noch: ADHS ist kurz für “Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom”. Eine schlechte Beschreibung dessen, was tatsächlich der Fall ist: Menschen mit ADHS haben  keinen Mangel an Aufmerksamkeit – sondern Probleme, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. Wer mich kennt, kennt’s: ich kann mich supergut auf manche Dinge konzentrieren, bei anderen Sachen geht das gar nicht, und tendenziell bin ich ein hibbeliger Mensch. Ruhig sitzen geht gar nicht – was sich zum Teil auch in so Dingen äußert wie abgekauten Fingernägeln, ständigem ins-Gesicht-fassen, mit-Kugelschreibern-klicken, etc pp.

Etwas, das mir bereits im Vorhinein einmal verlinkt wurde, war dieser Artikel zum selbstorganisierten Arbeiten mit ADHS, und von irgendwo anders her kam eine Empfehlung für den Youtube-Kanal “How To ADHD” von Jessica McCabe. Beim Anschauen der Videos ist es nicht nur einmal passiert, dass ich plötzlich zu weinen angefangen habe – weil da plötzlich Erklärungen für meine Struggles waren, weil da eine Person war, die Verständnis für mich hatte, weil plötzlich so viele meiner Fehler erklärbar waren. Und das alles vor allem: ohne Schuldzuweisung, ohne “Wenn dir X wichtig wäre, würdest du (nicht) …”. Seither verweise ich immer wieder Menschen auf viele der Videos von Jessica – u.a. das zur erhöhten Angst vor bzw. Wahrnehmung von Zurückweisung (Rejection Sensitivity).

Einen deutschsprachigen Kanal mit einem ähnlichen Qualitätslevel in Hintergrundinformation/Recherche und den Videos habe ich bisher nicht gefunden (aber auch nicht so wirklich gesucht, also falls jemand Empfehlungen hat, gerne her damit).

Nach den diversen Situationen, in denen ich mir also irgendwann gedacht habe, “Hm, das ist also ADHS – hmm, das klingt ganz ordentlich nach mir”, ging’s dann los auf den Weg zur Diagnose. Und das war bei mir erstaunlich unkompliziert. Schwierig und herausfordernd vor allem auf einer emotionalen Ebene, aber organisatorisch eben erstaunlich unkompliziert.

Ich bin mit meinem Verdacht auf ADHS – aber auch eine leichte, wiederkehrende Depression – zu meiner Hausärztin gegangen. Die war erstaunlich offen meinen Beschreibungen gegenüber (then again, ich hatte ziemlich detaillierte Beschreibungen meiner Probleme) und hat mir eine Überweisung für eine_n Psychiater_in ausgestellt. Dort das selbe wieder, also Überweisung für eine Diagnostik. Und damit bin ich zur Sigmund Freud Universität – deren Ambulanz kannte ich bereits, weil ich schon vor einigen Jahren wegen depressiver Symptomatiken kurz in Behandlung war. Stellt sich raus: Frauen, die im Erwachsenenalter eine ADHS-Diagnose bekommen, haben statistisch signifikant häufiger zuerst eine Diagnose Depression oder Angststörung bekommen (z.B. Krause, Gastpar und Davids, 2006).

Mein Erstgespräch bei der SFU hatte ich im September 2019, der erste Diagnostik-Termin war im Jänner 2020. Weil es sich um eine medizinische Behandlung handelt, waren die Lockdowns wegen Corona nur bedingt ein verzögernder Faktor.

Parallel zur Diagnostik habe ich auch wieder eine Behandlung angefangen, aber bald wieder aufgehört – unter anderem, weil die zugewiesenen Person wiederholt darauf hingewiesen hat, dass ich doch “So super organisiert” sei. Weil ich ein Bullet Journal (Notizbuch-Kalender-Kombination) führe. Was ein Coping-Mechanismus ist, weil ich sonst ständig Dinge vergesse, weil … naja.

Ich schweife ab. Was übrigens auch ein Ding war, das den Verdacht auf ADHS erhärtet hat, ist dieser Comic (Quelle), der genau dieses Abschweifen perfekt beschreibt:

"Normales" Geschichtenerzählen vs. ADHS-Geschichtenerzählen. Normales Erzählen: "Anfang der Geschichte" -> "Ende der Geschichte". ADHS-Erzählen: Vor-Geschichte für Kontext, über sehr viele Ecken bis zum Ende - und dann wird für das chaotische Erzählen um Entschuldigung gebeten.

Die ADHS-Diagnostik, wie ich sie erlebt habe, ist vor allem eine Abfolge von sich wiederholenden Fragen zu Schwierigkeiten in Kindheit, Jugend, und aktuellem Alltag. Verschiedene Fragebögen stellen die Fragen verschieden, der Inhalt bleibt aber sehr ähnlich bis gleich. Dazu kommen noch einige Tests, die Aufmerksamkeit und Fokus prüfen. Bestes Beispiel aus einem der Fragebögen ist die folgende Frage:

In Gesprächen mit anderen Personen, wenn Sie das Gefühl haben, bereits zu wissen, worauf Ihr Gegenüber hinaus will, wie schwer fällt es Ihnen dann, nicht zu unterbrechen und bereits Ihren nächsten Punkt zu machen oder die Frage zu beantworten?

Meine Antwort war ein ziemlich verzweifeltes: “Ja.” – es hatte mich schon ganz schön viel Kraft gekostet, bei dieser Frage nicht zu unterbrechen.

Die letzten Fragebögen hatten wir dann im Frühsommer 2020 erledigt, die Diagnose wurde dann im September bestätigt (bei der SFU sind primäre Therapie-/Diagnosepersonen “in Ausbildung unter Supervision”, Diagnosen werden von erfahreneren Personen gegengeprüft). Offiziell gestellt wurde die Diagnose am 12. Oktober 2020. Damit war das sehr genau 3 Monate nach meinem 34. Geburtstag.

Bei ADHS-Diagnosen gibt es eine Unterscheidung in 3 Typen: “primär unaufmerksam”, “primär hyperaktiv”, und “kombiniert”. Die Diagnose lautete: ADHS, kombinierter Typus. Und das erklärt einfach so viel.

Mit der Diagnose kam vor allem eines: Erleichterung. Dann, mehr Verständnis für mich selbst. Und: der Mut, Verständnis von anderen für mich und meine Schwierigkeiten, meine Stärken und Schwächen, einzufordern. Weil ich endlich sagen konnte: Ich mache das nicht absichtlich. Ich bin dafür nicht zu faul. Ich bin auch nicht zu dumm. Ich möchte Dinge besser machen – aber ich hab einfach Probleme damit. Medikation habe ich bisher nicht angefangen – obwohl schon 2 Jahre seit der Diagnose vergangen sind. Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen, mir einen Termin auszumachen – parallel zur Diagnose war nicht nur Corona ein Thema, sondern auch eine Trennung und damit ein Umzug. Das hat alles nicht gerade einfacher gemacht 😅

An alle, die bis hierher gelesen haben: Danke für euer Interesse. Falls noch Fragen offen geblieben sind, oder neu aufgekommen sind, lasst sie mir gerne zukommen (Kontaktinfos).

#niblingAdventure, Teil 2

Reading Time: 2 minutes

Den ersten Teil der Dokumentation vom #niblingAdventure findest du -> hier.

Wir steigen in die Geschichte ein an dem Punkt, wo die Eltern des Bruderkindes (also mein Bruder und meine Schwägerin) – zu Recht – fragen, wann sie wissen sollen, dass alle Karten da sind.

Gut, die Tatsache, dass es 3 Hinweise auf der ersten Hinweiskarte waren, war wohl nicht ausreichend offensichtlich. Merken wir uns 😁

Dann wurde das Rätsel tatsächlich geknackt – nach Einholung von Hinweisen. Dabei haben die Eltern leider die Information beim Kind gedropped, dass ich mit dem Rätsel zu tun habe 😭

Also schnell hin korrigiert auf, “Ja, ich hab damit zu tun, weil ich bin da halt Mitglied, aber! ich bin nur die Kontaktperson. Ist ja klar ersichtlich, dass die Karten nicht von mir kommen, oder?”

Whew.

Und dann auch die guten Nachrichten direkt hinterher: der Code wurde geknackt, und das Kind möchte gerne mehr davon 🎉

Es folgte: eine Hinweiskarte (danke an ln für’s spontane Übernehmen der Aufgabe!).

Foto einer Postkarte mit Text: Manchmal muss man sich auf etwas stützen, um einen Code knacken zu können.

Manchmal muss man sich auf etwas stützen, um einen Code knacken zu können.

Und dann: noch eine Hinweiskarte?

Eine schwarze Karte mit längerem Text in Spiegelschrift.

Wir haben deine Nachricht erhalten. Unsere geheime Organisation freut sich darauf, dich kennen zu lernen.

Unsere diversen Agent_innen werden dich bald kontaktieren.

Dein Deckname lautet “Nibling”.

Wir wünschen dir viel Erfolg und Spaß!

Danke an rixx für die wun-der-schöne Karte, und dankeluto für die Idee zum Decknamen. Eigentlich komplett logisch.

Und am vereinbarten Ort, nach Nennung des angegebenen Code-Wortes, gab es für das Kind dann tatsächlich: eine Box.

Und darin: ein Buch..?

Fotos des Buchs "Meine Freundin Roxy - Roboterzähmen leicht gemacht!" von Kenza Ait Si Abbou.

Rätselhaft, das alles, sehr rätselhaft.

Wenn du wissen willst, wie und wo das Kind dieses Box erhalten hat, folge diesem Link zur Hinweis-Seite für Teil 2. Es ist eine gute Geschichte, ich empfehle die Lektüre 🙂

#niblingAdventure, Teil 1

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Update, 30.5.2022: Ich hatte nur von 2 der 3 Rätsel-Karten Fotos eingefügt. Das ist jetzt korrigiert.

Irgendwann einmal hat eines der Bruderkinder gesagt, ich wäre “die coole Tante” (die Kids haben 5 Tanten oder so, also ist das schon eine Auszeichnung). Und ich hab den Titel nicht für nichts, sondern mach mir damit schon Arbeit.

Und diesmal will ich das auch halbwegs sinnvoll von vorne weg dokumentieren.

Alles begann mit einer schlaflosen Nacht in Hamburg in der Karwoche 2022. Eigentlich wollte ich schon schlafen, aber mein Hirn war dagegen und lief ein paar Extrarunden. Plötzlich: “Hey, du bist ja die nächsten 2 Wochen unterwegs. In 3 verschiedenen Städten. Da sind einfach nur Postkarten für nibling doch langweilig. Wie wäre es mit einer auf mehrere Karten verteilten Nachricht?”

Okay, Bulletjournal auf, Notiz gemacht. Nächster Schlaf-Anlauf.

Hirn: “Es könnte ein Rätsel werden! Mit einer Extra-Karte mit Anweisungen!”

Nächste Notiz, nächster Versuch.

Hirn: “Mit einer Geheimorganisation statt dir als Absenderin! Und hier sind gleich 4 Ideen für eine Reihe von solchen Rätseln! Mit Höhepunkt im Sommer, wenn du dort auf Urlaub/remote office bist! Und womöglich sogar mit Chaos-Beteiligung..?”

Noch diese Notiz, und das Hirn war endlich fertig mit seiner Story, und ich hab endlich schlafen dürfen. Uff.

Die nächsten Tage habe ich dann damit verbracht, die Details auszuarbeiten.

Und das ist es dann geworden:

Das Kind hat 4 Postkarten bekommen, von verschiedenen Leuten beschriftet (danke Marei, Piko, Nico und Jonas!), damit einerseits eine Art Gruppenarbeit sichtbar würde, und andererseits möglichst verschleiert wird, dass die Karten von mir kommen.

Eine Postkarte enthält den Hinweistext:

Manchmal  braucht man

  • alle Teile
  • einen Blick für Details
  • und vielleicht ein bisschen Hilfe

um einen Code knacken zu können.

Auf einem schwarzen Tisch stehen eine heiße Schokolade und ein Kaffee. Danben liegt eine offene Packung Mannerschnitten, und die Postkarte mit dem Hinweistext. Der Adressbereich der Postkarte wird durch ein gelbes Federpennal verdeckt.

Und die anderen drei Postkarten enthalten … Buchstaben. Und Satzzeichen. Und vielleicht eine Zahl. Aber sonderlich gut lesbar ist das alles nicht:

Von der Hinweis-Postkarte sowie einer der Code-Postkarten habe ich die Vorderseiten leider nicht abfotografiert. Die braucht ihr zur Lösung aber auch nicht 😉

Falls notwendig: auf dieser Seite gibt es zuerst ein 3 Hinweise, und dann die Lösung.

Wer dieses Konzept übernehmen will — go for it! Ich würde mich freuen, wenn ihr mich daran teilhaben lasst, beispielsweise über Fediverse-Postings (oder Tweets) mit dem Hashtag #niblingAdventure, oder über direkte Mentions, oder per Mail 🙂

[DE] Stellungnahme zur UG-Novelle

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Hier geht’s zu einem PDF meiner Stellungnahme, und auf der Website des Parlaments findest du den Entwurf selbst und alle dazu veröffentlichten Stellungnahmen.

S T E L L U N G N A H M E zum Ministerialentwurf betreffend Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002, das Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz und das Hochschulgesetz 2005 geändert werden (GZ: 2020-0.723.953)

Sehr geehrter Herr Bundesminister Faßmann, sehr geehrte Damen und Herren!

Als Master-Studentin der Informatik und Hauptmitglied des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen an der TU Wien, ehemalige Studierendenvertreterin an der HTU Wien und der Bundesvertretung, sowie Jungwissenschaftlerin/Angestellter an der TU Wien möchte ich Stellung zum vorliegenden Entwurf nehmen.

Der vorliegende Entwurf möchte einige tatsächliche Probleme im Hochschulbetrieb angehen, scheitert daran aber in großen Zügen. Unter die problematischen Neuerungen fallen sozial selektive Maßnahmen wie die Einschränkung der Zulassungsfristen, die Einführung einer Mindeststudienleistung und Änderungen an der Universitätsleitung zu Ungunsten einer demokratischen, partizipativen Herangehensweise sowie einige Neuregelungen im Bereich des AKG. Hier meine Kritik im Detail:

Zu §22. (1) Z12 und Z12a.
Die geplanten neuen Rechte des Rektorates erlauben umfassende Eingriffe in Curricula. Diese Kompetenz sollte beim universitären Senat und seinen Arbeitsgruppen, insbesondere den Studienkommissionen, verbleiben. Den Bedarf nach Eingriffen durch in der Regel fachfremde Personen kann ich nicht nachvollziehen.

>> Diese Punkte sollten ersatzlos verworfen werden.

Zu §23b. (1)
Die Kontrolle der:des Rektor:in durch den Senat ist gut und wichtig. Eine zweite Amtszeit ausschließlich vom Universitätsrat abhängig zu machen, stellt eine Entmachtung des Senats dar. Da der Universitätsrat zur Hälfte von der Regierung besetzt wird, ist ein (politischer) Eingriff in die Freiheit der Lehre und Forschung eine denkbare, und bedenkliche, Folge.

Sollte der Senat im Rahmen der Anhörung feststellen, dass eine Wiederbestellung abzulehnen ist, und der Universitätsrat dennoch an einer Wiederbestellung festhalten, so wäre dies dem inneruniversitären Klima für die kommenden vier Jahre nicht dienlich.

Außerdem besteht zu diesem Thema die grundsätzliche Frage der rechtlichen Zulässigkeit, welche von Jurist:innen zunehmend angezweifelt wird (z.B. Anna Gamper, Peter Bußjäger: Universität Innsbruck).

>> Diese Änderungen sollten ersatzlos verworfen werden.

Zu § 42 Abs. 2
Der AKG ist primär ein Aufsichts- oder Kontrollorgan und kein Vertretungsorgan wie etwa der Senat oder der Betriebsrat. Seine Aufgabe ist, sicherzustellen, dass Angehörige marginalisierter Gruppen an den Hochschulen möglichst ungestört forschen, studieren, arbeiten und sich entwickeln können. Ein Gremium, das sich mit Minderheitenrechten befasst, durch allgemeine Wahlen zu beschicken, ist ein Paradoxon.

Ebenfalls nicht hilfreich für die Arbeit im AKG wäre es, Paritäten fix festzulegen. Es ist ohnehin schon oft schwierig genug, neue Mitglieder zu finden, ohne dass diese noch weitere Merkmale mitbringen müssen (beispielsweise Professor:innen).

>> Diese Punkte sollten ersatzlos verworfen werden.

Zu §58 (12)
Es ist definitiv begrüßenswert, dass knapp 20 Jahre nach Einführung des European Credit Transfer Systems endlich die entsprechenden Credits auch erstmals evaluiert – und an die realen Arbeitsanfordernisse angepasst – werden sollen. Leider fehlt jedoch weiterhin eine Definition, wie dieser Arbeitsaufwand zu beschreiben ist.

Des Weiteren sind regelmäßige Evaluierung, transparente Maßstäbe, sowie Konsequenzen bei Nicht-Einhaltung notwendig.

>> Der Absatz sollte präzisiert und erweitert werden, z.B. “Dies ist jährlich zu evaluieren. Die Evaluationsergebnisse sind in ihrer Gesamtheit allen Mitgliedern des universitären Senats und seinen Arbeitsgruppen, insbesondere den Studienkommissionen, zur Verfügung zu stellen.”

Zu §59a
Die Idee einer Mindeststudienleistung, deren Nicht-Erreichen eine Exmatrikulation sowie automatische Sperre von 10 Jahren bedeutet, ist völlig inakzeptabel. Hier wird auf dem Rücken ohnedies schon benachteiligter Studierender, unter Berufung auf das Bild von “Party-Studis” bildungsfeindliche Politik gemacht.

Die Regelung trifft insbesondere jene, die nicht 100% ihrer Zeit dem Studium widmen können – sei es aus finanziellen (>60% der Studierenden sind laut Studierendensozialerhebung neben dem Studium berufstätig), familiären, oder gesundheitlichen Gründen. Die in §59a (5) formulierte Ausnahme für behinderte Studierende verwendet eine viel zu enge Defintion und schließt damit viele Studierende mit psychischen und chronischen Erkrankungen aus.

>> Diese Punkte sollten ersatzlos verworfen werden.

Zu §59b. (4)
Learning Agreements, die als privatrechtliche Verträge in öffentliches Recht eingegliedert werden sollen, vermischen zwei rechtliche Bereiche, die aus gutem Grund getrennt sind. Diese Verträge erhöhen den psychischen Druck auf Studierende und diskriminieren jene, die solche Verträge nicht abschließen wollen. Außerdem können jederzeit unvorhergesehene Ereignisse eintreten, die zu ungerechtfertigten Sanktionen für diese Studierenden führen können.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

Zu §59 (5)
Die Einschränkung der für Gremienarbeit in Frage kommenden Studierenden wird Probleme für die Kontinuität in den Gremien bedeuten, da Studierende später in diese Arbeit einsteigen und kürzer bleiben können; die auflaufende Arbeit muss auf weniger Studierende verteilt werden; und es wird schwieriger, die Bedürfnisse und Perspektiven der niedrigsemestrigen Studierenden in die Gremien einzubringen.

Durch die Änderung ist eine Entdemokratisierung der Gremien und ein Verlust an Arbeitsqualität ebendort zu befürchten.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

Zu § 61/62
Es gibt keinen guten Grund für eine Streichung der Nachfrist und eine Deregulierung der Fortmeldezeiträume.

Die Streichung verhindert einen nahtlosen Wechsel aus der Schule bzw. dem Präsenzdienst in die Hochschule genauso wie den Übergang vom Bachelor- in das Masterstudium. Studierende, die in der alten Nachfrist ihr Studium abschließen würden, hätten ein Semester länger Studienbeiträge zu bezahlen, und die Studienzeit würde künstlich verlängert. Beides würde zu unnötigem finanziellen und psychischen Druck führen.

Zusätzlich müssen durch das Verkürzen der Semester in §61 (2) bisher gern genutzte Prüfungszeiträume verlegt werden. Dies bedeutet weniger Zeit am Ende des Semesters für Prüfungen sowie enger zusammen liegende Termine.

>> Ich empfehle, diese Punkte ersatzlos zu streichen.

Zu § 66 (4)
Die Studieneingangs- und Orientierungsphase der Informatik an der TU Wien ist bereits jetzt nachweislich eine der restriktivsten in ganz Österreich. Duch das Wegfallen der Möglichkeit, die StEOP erneut anzugehen, führt bei Studierenden zu mehr Stress und Angst, was wiederum zu einem schlechteren Abschneiden bei Prüfungen und damit zu mehr Abbrüchen führen und die Informatikstudien in Österreich noch unattraktiver machen wird.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen und die StEOP abzuschaffen.

Zu § 67
Dass eine Beurlaubung innerhalb des ersten Semesters nur noch aus einer handvoll Gründen möglich sein soll, die z.B. einen plötzlichen Trauerfall nicht beinhalten, ist nicht nachvollziehbar. Ein entsprechender Fall würde zu einer Studienzeitverzögerung führen sowie das Risiko bedeuten, die erforderlichen ECTS für die Mindeststudienleistung (und damit Fortsetzung des Studiums) zu erreichen.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

Zu § 76 (3)
Der Vorschlag, nur noch jedenfalls 2 statt wie bisher jedenfalls 3 Prüfungstermine pro Semester anzusetzen, steht im direkten Widerspruch zu dem Ziel, effizientes und (prüfungs-)aktives Studieren zu fördern. Diese Änderung geht zu Lasten von Studierenden, die ihr Studium flexibel betreiben möchten oder müssen (siehe Punkte zu §59a). Prüfungen werden auf wenige Termine zusammengelegt, wodurch ein größerer Druck besteht, einen Prüfungsplatz zu ergattern. Ein Anstieg psychischer Belastung ist dabei nicht zu vermeiden.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

Zu §89 und §116a (6)
Eine Verjährung erschlichener Leistungen wäre gerade angesichts aktueller Fälle mit einem beträchtlichen Imageschaden für die Republik Österreich verbunden. Außerdem sehe ich es extrem problematisch an, einerseits Ghostwriting unter Strafe zu stellen, gleichzeitig jedoch die Konsequenzen für Plagiate zu lockern und diese sogar verjähren zu lassen.

>> Ich empfehle, diese Änderung ersatzlos zu streichen.

 

Zu §109

Die im Entwurf geplante Beschränkung der Dauer befristeter Arbeitsverhältnisse muss mit wirksamen Maßnahmen zur Entfristung der Arbeitsverhältnisse an den Universitäten gekoppelt sein. Ansonsten gefährdet diese Änderung nicht nur das Auskommen der betroffenen Arbeitnehmer:innen, sondern auch die Qualität und Aufrechterhaltung des Lehrbetriebs an den Hochschulen. Auch die Gefahr eines Brain Drain weg von österreichischen Institutionen kann nicht unterschätzt werden.

 

Abschließend:

Während, wie gesagt, einige tatsächlich bestehende Probleme mit dieser Novelle aufgegriffen werden, und die Ziele nachvollziehbar und sinnvoll sind, sind die präsentierten Lösungsansätze im Großen und Ganzen misslungen und ignorieren die tatsächlichen Lebensrealitäten vieler Universitätsangehöriger.

Ich hätte mir erwartet, dass eine so umfangreiche Novelle nicht über die Weihnachtsferien während einer Pandemie zur Begutachtung vorgelegt wird. Dies umso mehr, als z.B. die Novellierung des Studienförderungsgesetztes (Anhebung der Zuverdienstgrenze) seit dem Herbst auf Beschluss wartet. Die UG-Novelle sollte bis zur endgültigen Dämpfung der Pandemie und ihrer Folgen auf Eis gelegt und dann nocheinmal vom Start weg angegangen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Sabrina Burtscher

[DE/EN] Nov 2019 : Workshop @ Universität Wien

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(zur deutschen Version springen)

In July 2019, I was contact by a member of the department for Gender Equality and Diversity at University of Vienna. They were planning a half-day workshop on the topic of digital discrimination for their team – and wanted me to hold that workshop. They had asked a colleague/friend of mine for recommendations, and said c/f recommended me!

I soon sent out some suggestions on how to structure the time available, as well as some ideas about the contents. I also met up with the person in charge of the workshop on their end, and we discussed some more things (as e.g. the location, equipment available, etc.) and got to know each other a bit.

A couple of days before the workshop, I created some posters for the various session elements I had planned, as well as a schedule for the day. In the end, the carefully laid-out structure of the workshop did not hold up, but only because everyone was very interested, asking a lot of questions, and absorbed in discussions.

Even if the schedule for the day did not quite work out, we covered all the topics we had wanted to: digitalisation and the workplace; digitalisation and discrimination; and how the combination could be important to the participants’ work.

I had a lot of fun, and learned a lot while preparing and holding the workshop – not least, that my poster sketching skills are not as bad as I feared them to be. Judge for yourself, I added photos of the posters at the end of this post 🙂

If you would like me to hold a workshop about this, or another of my topics, for you and your organisation, let me know.


– Deutsche Version –

Im Juli 2019 hat sich eine Mitarbeiterin der Abteilung für Gleichstellung und Diversität der Uni Wien bei mir gemeldet. Die Abteilung plante gerade einen Halbtages-Workshop zum Thema Digitale Diskriminierung für ihr Team – und sie wollten dass ich den Workshop abhalte. Sie hatten eine Kollegin/Freundin von mir nach Empfehlungen gefragt – und besagte Kollegin/Freundin hat ihnen mich empfohlen!

Auf die Anfrage hin habe ich ihnen bald einige Vorschlge geschickt, wie der Halbtag aufgebaut sein könnte, und ein paar inhaltliche Ideen. Die Verantwortliche und ich haben uns auch einmal persönlich getroffen, und ein paar Dinge besprochen (z.B. den Raum, vorhandene Ausstattung, etc.) und uns ein bisschen kennen gelernt.

Ein paar Tage vor dem Workshop habe ich Flipchart-Poster für die verschiedenen Teile der Fortbildung gemalt, u.a. einen recht hübschen Tagesplan. Schlussendlich hat der Zeitplan nicht gehalten – das lag aber nur daran, dass alle so interessiert waren, immer wieder Fragen gestellt, und lebhaft diskutiert haben.

Und auch wenn wir vom Zeitplan ordentlich abgewichen sind, haben wir es doch geschafft, alle geplanten Inhalte abzudecken: Digitalisierung und Arbeitswelt; Digitalisierung und Diskriminierung; und wie die Kombination die Arbeit der Abteilung betrifft.

Den Workshop vorzubereiten und abzuhalten hat mir viel Spaß gemacht, und ich habe viel gelernt – nicht zuletzt, dass meine Flipchart-Zeichen-Fähigkeiten weit nicht so schlecht sind, wie gedacht. Beurteilt das aber am besten selbst, am Ende des Posts gibt es Fotos von ein paar der Poster 🙂

Falls du für dich/deine Organisation einen ähnlichen Workshop organisierst, und eine Vortragende zu genau diesem oder einem ähnlichen Thema suchst, kontaktiere mich doch!

 

The still-empty glossary poster was filled in the course of the workshop.
I had a detailed schedule, with cute icons and all, and we covered everything I had planned, but not quite in that order or with those break times.
Robots, computers, and confused people – the perfect imagery to start this workshop, don’t you think?

[DE] Vortragende bei der ditact 2020!

Reading Time: < 1 minute

(This is an announcement for a German-only event, so I decided not to provide an English version. However, I plan to write an English recap after the event.)

Im Februar habe ich mehrere Vorschläge für Vorträge und Workshops bei der ditact 2020 (eine Sommer-Uni für Frauen in der IT) eingereicht – von denen einer auch angenommen worden ist!

Ich werde also Anfang September erste Erfahrung als Universitäts-Lektorin sammeln – und dabei auch Ergebnisse aus meiner noch laufenden Masterarbeit präsentieren.

Im Rahmen eines halbtägigen Workshops werde ich mit den Teilnehmer:innen erarbeiten, wie (IT-)Projekte inklusiver gestaltet werden können. Wie ich mir das grob vorgestellt habe, findet ihr in der Kursbeschreibung und in diesem Beitrag (Video & schriftliche Beschreibung) bei Ö1.

Wegen der COVID-19 Pandemie hat die Leitung der ditact beschlossen, dass die Kurse soweit möglich online abgehalten werden sollen. Entsprechend wird auch mein Workshop online passieren, die entsprechenden Informationen bekommen die Teilnehmer:innen nach der Anmeldung. Hier zum kompletten Kursprogramm der ditact – die Anmeldung läuft bis zum 12. Juli 2020.

Podcast Episode Logbuch: Netzpolitik

Reading Time: < 1 minute

Ich arbeite gerade an einer Liste von Radiosendungen, an denen ich mitgewirkt habe – aber das hier verdient definitv einen eigenen Post!

Nach meinen Vortrag über Bias in Algorithmen (“Wenn Algorithmen irren lernen”, [PDF]), wurde ich zum Thema AMS-Algorithmus auch noch in die Live-Aufnahme von Logbuch: Netzpolitik eingeladen.

Die Episode ist jetzt online; ich hoffe, ihr habt Spaß damit: [LNP273 Die Verfassungskatze].